Henk Martens, Upcycle Centrum Almere (NL): „An alles wurde gedacht’’

Die Holzverkleidung und der Zaun, die durch die alten Fahrradräder zu einem wahren Kunstwerk werden. Das Upcycle Centrum in Almere in den Niederlanden hat einen markanten Eingang, der die Idee hinter dem Gebäude symbolisiert, sagt Henk Martens. „Alles ist durchdacht und hat seine eigene Geschichte“, sagt er enthusiastisch, während er die ‘Ikone von Almere’ zeigt. Vom Betonboden im Innenraum, den stählernen Dachbalken, dem Recycling-Podest bis hin zum Wasser für die Toilettennutzung. 

Foto: Henk Martens vom Upcycle Centrum Almere mit dem Recycling-Podest im Hintergrund: „Das ganze Gebäude ist etwas Besonderes. Was man sieht, aber auch was man nicht sieht. Das Geheimnis von Almere, wie ich es nenne. Es wurde an alles gedacht.”

„Almere hat sich zum Ziel gesetzt, eine nachhaltige, abfallfreie Gemeinde zu werden, in der pro Person und Jahr nicht mehr als 50 Kilo Restmüll entsorgt wären soll. Das Upcycle Centrum hat dabei eine Vorreiterrolle und muss den Bürgern zeigen, was möglich ist. Was passiert mit den Dingen, die sie abgeben, z.B. mit alten Felgen, die im Innovationszentrum ein zweites Leben als Hocker erhalten haben?“

Öko-Granulat aus dem Schwimmbad
‘Die Ikone von Almere´, wie Henk Martens sie nennt, ist nicht nur ein Wertstoffhof. Das Upcycle Centrum Almere ist ein Symbol für die zirkulären Niederlande, die bis 2050 Realität sein sollen. Henk Martens hat den Bau des Upcycle Centrum von Anfang an begleitet. „Von der Untermauerung bis zur Bedachung mit den Sonnenkollektoren darauf. Ich kann mich noch an viele Momente erinnern, wie z. B. an das Gießen des Bodens im Innenraum aus Öko-Granulat. Dieser Beton wurde zum Teil aus abgerissenen Gebäuden in Almere, wie dem Schwimmbad, der Sporthalle und einer Industriehalle hergestellt“.

Die Kombination macht es besonders
Noch auffälliger ist die Holzverkleidung, die das Gebäude umgibt. „Es besteht aus Holzteilen des Schwimmbades und aus gefällten Bäumen entlang der Autobahn A6, die gerade verbreitert wurde.“ Die Beispiele sind endlos. „Die Fahrradständer vor der Tür sind aus alten Autoreifen, die Verkleidung aus verzinkten Luftkanälen und die Stahlkonstruktionen für das Dach aus abgerissenen Gebäuden gefertigt. Die Rolltore sind von der Sporthalle. „Sehen Sie, die Spuren des Fußballspiels sind noch da,“ betont Martens. Das ist es, was ihn an dem Gebäude so inspiriert. „Nicht nur, wie und womit es gebaut wurde, sondern auch, dass alles eine Geschichte hat.“ Seiner Meinung nach ist es die Kombination, die das Upcycle Centrum zu etwas Besonderem macht.  Es ist ein Wertstoffhof, ein Erlebniszentrum und ein Standort für Start-Ups wie Unravelau, wo eine Zero-Waste-Kleidersammlung durchgeführt wird. Laura Meijering hat exklusiven Zugang zu den Textilien, die von den Bewohnern dorthin gebracht werden. Ganze Kleiderschränke aus Rohmaterial. Sie verhindert, dass sie zu Reinigungstüchern verarbeitet werden und wählt aus, was sie für neue, luxuriöse Kleidungsstücke verwenden kann. Nachhaltigkeit in jedem Schritt des Produktionsprozesses ist von größter Bedeutung.
 

                                     

Boden aus 13.000 Holzstücken
Jedes Mal ist Henk Martens von der Besonderheit des Konzeptes beeindruckt. Mit dem Recycling-Podest, das ebenfalls aus Öko-Granulat besteht, und den Unternehmern, die dem `Abfall` ein zweites Leben geben. Und oberhalb das Erlebniszentrums, das komplett zirkulär angelegt ist. „Das ist es, was mich am meisten anspricht und worauf ich am stolzesten bin. Der Boden wurde zum Beispiel von Personen der Stiftung Groen en Meer und der Stiftung Pro Almere gemacht, die nur beschränkt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Sie sägten und hobelten bis zu 13.000 Stück Altholz. Sie haben mit viel Liebe gearbeitet und das sieht man. Jeder, der uns besucht, ist von dem Boden beeindruckt. Die Mitarbeiter der beiden Stiftungen haben auch das Plafond aus 1.400 leeren Flaschen hergestellt. Das hat ihnen Spaß gemacht, und die Freude an der Arbeit strahlt das Plafond aus. Nicht zuletzt deshalb ist das Erlebniszentrum zu einem inspirierenden Ort geworden", sagt er. Alles ist zirkulär, wie die kupfernen Hängeleuchten aus ausgedienten Heizkesseln, die mit Leder bezogenen Sofas aus alten Bänken, die Hocker aus alten Autofelgen und die Kleiderhaken aus gebrauchten Ketten und alten Haken.

Pavillon als Teil der Floriade (Landesgartenschau EXPO 2022)
Das Upcycle Centrum Almere fügt sich in die grüne Vision der Gemeinde ein, eine abfallfreie, zirkuläre Stadt zu werden. „Wir haben uns von 350 Kilo Restmüll pro Einwohner und Jahr auf 50 Kilo reduziert. Wir sind jetzt auf 170 Kilo runter. Zum Vergleich: In den Niederlanden liegt der durchschnittliche Restmüll bei 490 kg pro Person. Die Hälfte ist schon eingesammelt, jetzt kommt der Rest“, sagt er und blickt auf das Recycling-Podest. Das erste Gebäude und eine Gruppe von Menschen, die aus Überzeugung dazu beitragen wollten. Jetzt müssen wir der nächsten Gruppe erklären, wie wichtig es ist, den Restmüll zu minimieren, dass es sich um Rohstoffe handelt, die wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden müssen. „Mit Blick auf die Zukunft wird es gelingen", ist er überzeugt. Sicherlich, weil das Gebäude ein Pavillon für die Floriade (Landesgartenschau EXPO 2022) werden soll. Damit wird das Upcycle Centrum Teil der Weltausstellung. Aufgrund des nachhaltigen Charakters der Floriade wird diese Kombination sicherlich einer noch größeren Gruppe von Einwohnern bewusstmachen, dass es nur eine Zukunft gibt: eine Zukunft ohne Abfall.

Ron van Ommeren, Modulo Wertstoffhöfe
Das Upcycle Centrum in Almere ist der erste Circular Hotspot in Europa. Ein Wertstoffhof plus, wo von den Bürgern eingebrachte Abfälle in Zusammenarbeit mit lokalen Start-Ups neue Produkte entstehen. Modulo war von Anfang an (2012) an der Konzeption, Gestaltung und Realisierung beteiligt, die 2017 vollendet wurde. Durch den Einsatz eines flexiblen, innovativen und vollständig zirkulären Recycling-Podestes, das aus modularen, vorgefertigten U-Elementen aus Öko-Granulat besteht, kann es sich problemlos an Trends, Entwicklungen und sich ändernde Rechtsvorschriften anpassen. Der verfügbare Raum unter dem Podest ist vielseitig und leicht anpassbar. Das Upcycle-Centrum in Almere dient vielen Kommunen in Deutschland als Vorbild für die künftige Gestaltung rund um und für die Einrichtung des Wertstoffhofes. In Deutschland wurde der moderne Wertstoffhof der Herne Entsorgung kürzlich von der DUH (Deutsche Umwelthilfe e.V.) als Grüner Wertstoffhof ausgezeichnet.

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